Seide

Definition und das Textilkennzeichnungsgesetz

Nach dem Textilkennzeichnungsgesetz dürfen nur “Fasern, die ausschließlich aus Kokons seidenspinnender Insekten gewonnen werden” (Alfons Hofer, Textil- & Modelexikon) als Seide bezeichnet werden. Wortkonstruktionen wie z.B. “Kunstseide” oder “Chemieseide” dürfen bei anderen Materialien nicht angewendet werden. Allgemein sind es Fasern, die aus der Mittelschicht des Kokons der Seidenraupe gewonnen werden.

Historie

Seide stammt ursprünglich aus China und gelangte ca: 200 v. Chr. von China nach Korea. Von dort aus kam es im Jahre 552 n. Chr. nach Byzanz und von dort aus ins südliche und mittlere Europa. Dort wird Seide erst in Italien und dann in Frankreich industriell verarbeitet.

Seidenraupen

Die größte Bedeutung in der Seidenproduktion haben die Maulbeerspinner, die die Seide für die Zuchtseidenproduktion (Haspelseide) liefern. Die Raupen produzieren den Seidenfaden, mit dem sie den Kokon spinnen, aus vier Drüsen, die am Unterkiefer sitzen. Zwei Drüsen produzieren Fibroin (Material des Seidenfadens) und die beiden anderen Drüsen produzieren Sericin (Seidenbast oder Seidenleim, Ummantelung des Seidenfadens). Maulbeerspinner werden seit Jahrtausenden in China (seit 3000 v. Chr.), Japan und Indien gezüchtet. Die Kokons der Maulbeerspinner werden in den Zuchtfarmen vor dem Schlüpfen der Raupe / des Schmetterlings eingesammelt. Der Inhalt des Kokons wird dann durch heißes Wasser oder Wasserdampf abgetötet, damit der Kokon nicht durch das Loch, das beim Schlüpfen entstände, beschädigt wird.

Neben den Maulbeerspinnern gibt es noch weitere Seidenraupen. Die Tussahspinner produzieren Wildseide. Außerdem gibt es noch Sacrote- oder Eichenspinner.

Seidenfaden

Der Seidenfaden wird von den Raupen aus vier Drüsen am Unterkiefer gewonnen. Zwei Drüsen produzieren zwei Seidenfäden, die aus Fibroin (hornähnlich) bestehen. Diese beiden Fäden sind von einem gemeinsamen Mantel umgeben, der aus Sericin (Seidenbast, Seidenleim) besteht.

Produktion

  • Das Sericin wird durch eine seifenartige Lösung entfernrt
  • Seidenzwirn entsteht durch die Verdrehung mehrerer Seidenfäden
  • Die Abfälle der Seidenzwirnproduktion können zu Bourretteseide oder Schappeseide versponnen werden
  • Der Verlust des Seidenleims wird teilweise durch Metallsalze ausgeglichen (erschweren der Seide)
  • Überpari: Es wurden mehr Metallsalze hinzugefügt, als Seidenleim entfernt
  • Pari: Die Menge der Metallsalze entsprechen der Menge des Seidenleims
  • Unterpari: Es wurden weniger Metallsalze hinzugefügt, als Sericin reduziert wurde
  • Für 1kg Rohseide werden ca: 10-11 Kokons benötigt.

Der Kokon

  • Durchmesser: 20 – 25mm
  • Länge: 30mm
  • Form: Eiförmig (männliche Kokons) bzw. 8-Förmig (weibliche Kokons)
  • enthält ca. 800m Seidenfäden
  • entsteht bei der Verpuppung der Raupe zum Schmetterling
  • Bei Zuchtseide werden die Raupen in Spinnhütten gebracht, die ideal für den Bau eines Kokons sindDie Kokons werden an der Spinnhütte oder an ihrer Umgebung mit sog. Flockseide befestigt
  • Der Bau eines Kokons dauert ca: 3-4 Tage
  • Nur die hochwertigsten Kokons werden für die Haspelseide verwendet
  • minderwertige Kokons werden für Schappeseide verwendet

 

 

Eigenschaften

  • Feuchteaufnahme: maximal 30% des Eigengewichtes (ohne sich feucht anzufühlen)
  • Dichte: 1,37g pro Kubikzentimeter (nichtentbastete Seide) / 1,25g pro Kubikzentimeter (entbastete Seide)
  • entbastete Seide ist einer der leichtesten Faserstoffe
  • Reißlänge: ca: 50 km (entbasteter Faden)
  • Reißfestigkeit: 20 – 50 Rkm
  • Dehnung: 24% bei Normalklima
  • Naßfestigkeit: ca: 85% der Trockfestigkeit
  • edler Glanz
  • sehr weich
  • geschmeidig
  • knitterarm im unerschwerten Zustand
  • gute Wärmeisolation (im unentbasteten Zustand)
  • gute Färbbarkeit
  • Feuchtigkeitsanziehend (hygroskopisch)empfindlich gegenüber Körperschweiß (Schweißflecken) Laugen und Sonneneinstrahlung- Temperaturausgleichend
  • sehr fein (12-25 Mikron), neben Viskose die feinste Faser, die aus natürlichen Polymeren besteht
  • sehr hohe Elastizität (höchste aller Naturfaserstoffe)

Seidenarten

  • Maulbeerseide
  • Tussahseide
  • Bourette
  • Schappe
  • Cuitseide
  • Souple – Seide
  • Anaphe – Seide
  • Muschelseide
  • Ecrú – Seide

Maulbeerseide

  • auch als echte, edle, reale oder Zuchtseide bekannt
  • Produkt des Maulbeerspinners (ernährt sich von den Blättern des Maulbeerbaumes)
  • wird als Haspelseide verwendet
  • hochwertigste Seide
  • wird als Haspelseide verwendet

Tussahseide

  • auch Wildseide genannt
  • wird von Kokons gewonnen, deren Schmetterlinge bereits geschlüpft sind
  • ergibt ein unregelmäßiges Warenbild
  • bastlos
  • sehr haltbar

Bourette – Seide

  • Entsteht beim Kämmprozeß in der Schappeseidenproduktion
  • Bourette – Seide wird durch das Grobspinnverfahren gewonnen
  • unregelmäßig
  • noppig
  • stumpfer und fülliger als Schappe – Seide
  • preiswert

Schappe – Seide

  • auch als Florettseide bekannt
  • wird aus den nicht abhaspelbaren Teilen des Kokons gewonnen
  • wird durch ein Verfahren weiterverarbeitet, daß dem Kammgarnverfahren ähnelt
  • Abfallprodukt (Kämmlinge) wird zu Bourette-Seide verarbeitet

Cuit – Seide

  • auch als “Glanzseide” bezeichnet
  • sehr weich und glänzend
  • zu 100% entbastet
  • durch den Verlust des Seidenleims entsteht ein Festigkeitsverlust

Souple – Seide

  • Naturseide, die durch Seifenlauge teilweise entbastet wurde
  • Gewichtsverlust durch den Entbastvorgang: ca: 8-12%

Anaphe – Seide

  • afrikanische Naturseide
  • wird auch Nesterseide genannt
  • aus kleinen Kokons gewonnen
  • wird nur in der Schappespinnerei gewonnen
  • wird teilweise als Effektfaden in der Tuchweberei verwendet

Ecrú – Seide

  • nicht entbastet
  • glanzlose Rohseide
  • mit künstlich gehärtetem Bast

Muschel – Seide

  • ca: 60mm langer Faserbart von Steckmuscheln aus dem Mittelmeer
  • schwer zu gewinnen

Pflege

  • Waschen: nicht-alkalische (Fein-)Waschmittel verwenden
  • Bügeln: im leicht feuchten Zustand, aber nicht mit einem Dampfbügeleisen (Gefahr von Wasserflecken)
  • Bügeln der Tussahseide: im trockenen Zustand von links (Um die Gefahr von Glanzstellen zu vermeiden)
  • Zum Schutz wird empfohlen ein Schuzttuch zu beim Bügeln zu verwendenIn Naturseideprodukte sollten wenn möglich Schweißblätter eingenäht werden

Seidenstoffe

  • Bourette
  • Chiffon
  • Crêpe de Chine
  • Damassé
  • Duchesse
  • Organza
  • Satin
  • Taft
  • u.v.m.

Vergleich

  • Anteil an der Weltfaserproduktion: weniger als 1%
  • Seide wird oft als Vorbild für die Herstellung von Chemiefasern benutzt

Anbaugebiete

  • Japan
  • China
  • Indien
  • Rußland
  • Brasilien
  • Korea

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